Das neue Testament

Die Bibel

DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS

Jesu Stammbaum

Kapitel 1

  1. Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams.

  2. Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.

  3. Juda zeugte Perez und Serach von der Thamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram.

  4. Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salma.

  5. Salma zeugte Boas von der Rahab. Boas zeugte Obed von der Ruth. Obed zeugte Jesse.

  6. Jesse zeugte den König David. David zeugte Salomo von dem Weib des Uria.

  7. Salomo zeugte Rehabeam. Rehabeam zeugte Abia. Abia zeugte Asa.

  8. Asa zeugte Josaphat. Josaphat zeugte Joram. Joram zeugte Usia.

  9. Usia zeugte Jotham. Jotham zeugte Ahas. Ahas zeugte Hiskia.

  10. Hiskia zeugte Manasse. Manasse zeugte Amon. Amon zeugte Josia.

  11. Josia zeugte Jojachin und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft.

  12. Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jojachin Sealthiël. Sealthiël zeugte Serubabel.

  13. Serubabel zeugte Abiud. Abiud zeugte Eliakim. Eliakim zeugte Asor.

  14. Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud.

  15. Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Matthan. Matthan zeugte Jakob.

  16. Jakob zeugte Joseph, den Mann der Maria, von welcher ist geboren Jesus, der da heißt Christus.

  17. Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die babylonische Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus sind vierzehn Glieder.

Jesu Geburt

  1. Die Geburt Jesu Christi geschah aber also. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertrauet war, erfand sich's, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.

  2. Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

  3. Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist.

  4. Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.

  5. Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):

  6. «Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen», das ist verdolmetscht: Gott mit uns.

  7. Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm des Herrn Engel befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich.

  8. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus.

Die Weisen aus dem Morgenland

Kapitel 2

  1. Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

  2. Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

  3. Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem

  4. und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo der Christus sollte geboren werden.

  5. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1):

  6. «Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.»

  7. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erkundete mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,

  8. und wies sie nach Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß ich auch komme und es anbete.

  9. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, wo das Kindlein war.

  10. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut

  11. und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

  12. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie nicht sollten wieder zu Herodes gehen, und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Flucht nach Ägypten

  1. Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir's sage; denn Herodes geht damit um, daß er das Kindlein suche, es umzubringen.

  2. Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich nach Ägyptenland

  3. und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): «Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.»

Kindermord des Herodes

  1. Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knäblein zu Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erkundet hatte.

  2. Da ist erfüllt, was gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht (Jeremia 31,15):

  3. «Zu Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Heulen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.»

Rückkehr aus Ägypten

  1. Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägyptenland

  2. und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen.

  3. Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich und kam in das Land Israel.

  4. Da er aber hörte, daß Archelaus im jüdischen Lande König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott und zog ins galiläische Land

  5. und kam und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf daß erfüllt würde, was da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarener heißen.

Bußpredigt Johannes des Täufers

Kapitel 3

  1. Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste des jüdischen Landes

  2. und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

  3. Und er ist der, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat und gesprochen (Jesaja 40,3): «Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg und machet richtig seine Steige!»

  4. Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig.

  5. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan

  6. und bekannten ihre Sünden und ließen sich taufen von ihm im Jordan.

  7. Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zur Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?

  8. Sehet zu, tut rechtschaffene Frucht der Buße!

  9. Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken.

  10. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

  11. Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht genug, ihm die Schuhe abzunehmen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.

  12. Und er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.

Jesu Taufe

  1. Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe.

  2. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?

  3. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt also geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's ihm zu.

  4. Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.

  5. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.

Jesu Versuchung

Kapitel 4

  1. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde.

  2. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.

  3. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden.

  4. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.»

  5. Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels

  6. und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11.12): «Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.»

  7. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): «Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.»

  8. Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit

  9. und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.

  10. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): «Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.»

  11. Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.

Beginn der Wirksamkeit Jesu.

Jüngerberufung

  1. Da nun Jesus hörte, daß Johannes gefangen gelegt war, zog er in das galiläische Land

  2. und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, das da liegt am See im Lande Sebulon und Naphthali;

  3. auf daß erfüllt würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1):

  4. «Das Land Sebulon und das Land Naphthali, die Straße am See, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa,

  5. das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.»

  6. Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

  7. Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer.

  8. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

  9. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

  10. Und als er von dannen weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten. Und er rief sie.

  11. Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

  12. Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheit und alle Gebrechen im Volk.

  13. Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrienland. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Plagen behaftet, die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und er machte sie gesund.

  14. Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den Zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordan.

DIE BERGPREDIGT

(KAPITEL 5-7)

Seligpreisungen

Kapitel 5

  1. Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.

  2. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

  3. Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.

  4. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

  5. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

  6. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

  7. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

  8. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

  9. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

  10. Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.

  11. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen.

  12. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Salz und Licht

  1. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz kraftlos wird, womit soll man's salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten.

  2. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

  3. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

  4. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Jesu Stellung zum Gesetz

  1. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

  2. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.

  3. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

  4. Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Vom Töten

  1. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.»

  2. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz! der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du gottloser Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig.

  3. Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe,

  4. so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder und alsdann komm und opfere deine Gabe.

  5. Sei willfährig deinem Widersacher bald, solange du noch mit ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht überantworte dem Richter und der Richter dem Diener und werdest in den Kerker geworfen.

  6. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest.

Vom Ehebrechen

  1. Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.»

  2. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

  3. Wenn dir aber dein rechtes Auge Ärgernis schafft, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.

  4. Wenn dir deine rechte Hand Ärgernis schafft, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre.

  5. Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): «Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr geben einen Scheidebrief.»

  6. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene freit, der bricht die Ehe.

    Lukas 16,18. 1. Korinther 7,10.11.

Vom Schwören

  1. Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): «Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.»

  2. Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;

  3. noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt.

  4. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.

  5. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Von der Feindesliebe

  1. Ihr habt gehört, daß da gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.»

  2. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar.

  3. Und wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel.

  4. Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei.

  5. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.

  6. Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.»

  7. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; <segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen;> bittet für die, so euch <beleidigen und> verfolgen,

  8. auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.

  9. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?

  10. Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?

  11. Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Vom Almosengeben

Kapitel 6

  1. Habt acht auf eure Frömmigkeit, daß ihr die nicht übt vor den Leuten, auf daß ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.

  2. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  3. Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,

  4. auf daß dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Beten. Das Vaterunser

  1. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Synagogen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  2. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

  3. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.

  4. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.

  5. Darum sollt ihr also beten:

    Unser Vater in dem Himmel!

    Dein Name werde geheiligt.

  6. Dein Reich komme.

    Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

  7. Unser täglich Brot gib uns heute.

  8. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.

  9. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel*.

    <Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.>

    *Andere Übersetzung: «erlöse uns vom dem Bösen».

  10. Denn wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.

  11. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Übertretungen auch nicht vergeben.

Vom Fasten

  1. Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, auf daß sie vor den Leuten etwas scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  2. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht,

  3. auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Schätzesammeln und Sorgen

  1. Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen.

  2. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen.

  3. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

  4. Das Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.

  5. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!

  6. Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

  7. Darum sage ich euch: Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?

  8. Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

  9. Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen kann, ob er gleich darum sorget?

  10. Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.

  11. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eine.

  12. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?

  13. Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?

  14. Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet.

  15. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.

  16. Darum sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

Wider den Richtgeist

Kapitel 7

  1. Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.

  2. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

  3. Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

  4. Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen? Und siehe, ein Balken ist in deinem Auge.

  5. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.

  6. Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.

Von der Gebetserhörung

  1. Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

  2. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

  3. Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete?

  4. oder, so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete?

  5. So nun ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten.

Vom Tun des göttlichen Willens

  1. Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.

  2. Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln.

  3. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.

  4. Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

  5. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?

  6. Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.

  7. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.

  8. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

    Kapitel 3,10. Johannes 15,2.6.

  9. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

  10. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.

  11. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?

  12. Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!

  13. Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute.

  14. Da nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und wehten die Winde und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf den Felsen gegründet.

  15. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Mann gleich, der sein Haus auf den Sand baute.

  16. Da nun ein Platzregen fiel und kamen die Wasser und wehten die Winde und stießen an das Haus, da fiel es und tat einen großen Fall.

  17. Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre;

  18. denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Heilung eines Aussätzigen

Kapitel 8

  1. Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm viel Volks nach.

  2. Und siehe, ein Aussätziger kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen.

  3. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt! Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein.

  4. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand, sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.

Der Hauptmann zu Kapernaum

  1. Da aber Jesus hineinging nach Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn

  2. und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual.

  3. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.

  4. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

  5. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er's.

  6. Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

  7. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen;

  8. aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

  9. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselben Stunde.

Jesus im Hause des Petrus

  1. Und Jesus kam in des Petrus Haus und sah, daß dessen Schwiegermutter lag und hatte das Fieber.

  2. Da ergriff er ihre Hand, und das Fieber verließ sie. Und sie stand auf und diente ihm.

  3. Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund,

  4. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 53,4): «Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheit hat er getragen.»

Vom Ernst der Nachfolge

  1. Und da Jesus viel Volks um sich sah, hieß er hinüber ans andre Ufer fahren.

  2. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehst.

  3. Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.

  4. Und ein anderer unter den Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.

  5. Aber Jesus spricht zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!

Stillung des Sturmes

  1. Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm.

  2. Und siehe, da erhob sich ein großes Ungestüm im Meer, so daß auch das Schiff mit Wellen bedeckt ward. Und er schlief.

  3. Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf uns, wir verderben!

  4. Da sagt er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer. Da ward es ganz stille.

  5. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam sind?

Heilung zweier Besessener

  1. Und er kam ans andere Ufer in die Gegend der Gadarener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Grabhöhlen und waren sehr gefährlich, so daß niemand diese Straße gehen konnte.

  2. Und siehe, sie schrien und sprachen: Was willst du von uns, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?

  3. Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue auf der Weide.

  4. Da baten ihn die bösen Geister und sprachen: Willst du uns austreiben, so laß uns in die Herde Säue fahren.

  5. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer und ersoffen im Wasser.

  6. Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles und wie es mit den Besessenen ergangen war.

  7. Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesus entgegen. Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrer Gegend weichen möchte.

Heilung des Gichtbrüchigen

Kapitel 9

  1. Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt.

  2. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

  3. Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott.

  4. Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, sprach er: Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen?

  5. Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle?

  6. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben, - sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!

  7. Und er stand auf und ging heim.

  8. Da das Volk das sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

Berufung des Matthäus

  1. Und da Jesus von dannen ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.

  2. Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit Jesus und seinen Jüngern.

  3. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?

  4. Da das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

  5. Gehet aber hin und lernet, was das ist (Hosea 6,6): «Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.» Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Über das Fasten

  1. Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

  2. Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten.

  3. Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger.

  4. Man füllt auch nicht jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man füllt jungen Wein in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten.

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

  1. Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam einer von den Obersten der Gemeinde und fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig.

  2. Und Jesus stand auf und folgte ihm und seine Jünger.

  3. Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre den Blutfluß gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an.

  4. Denn sie sprach bei sich selbst: Könnte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund.

  5. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau ward gesund zu derselben Stunde.

  6. Und als er in des Obersten Haus kam und sah die Pfeifer und das Getümmel des Volks,

  7. sprach er: Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.

  8. Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der Hand. Da stand das Mägdlein auf.

  9. Und diese Kunde erscholl in jenes ganze Land.

Zwei Blinde und ein Stummer

  1. Und als Jesus von dannen weiterging, folgten ihm zwei Blinde nach, die schrien und sprachen: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  2. Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, daß ich euch solches tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Herr, ja.

  3. Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben.

  4. Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedrohte sie und sprach: Sehet zu, daß es niemand erfahre!

  5. Aber sie gingen hinaus und verbreiteten die Kunde von ihm in jenem ganzen Lande.

  6. Da nun diese waren hinausgegangen, siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und besessen.

  7. Und da der böse Geist war ausgetrieben, redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich und sprach: Solches ist noch nie in Israel gesehen worden.

  8. Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.

Die große Ernte

  1. Und Jesus ging umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheit und alle Gebrechen.

  2. Und da er das Volk sah, jammerte ihn desselben; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.

  3. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.

  4. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.

Berufung der zwölf Jünger

Kapitel 10

  1. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unsauberen Geister, daß sie die austrieben und heilten alle Krankheit und alle Gebrechen.

  2. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder;

  3. Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus;

  4. Simon Kananäus und Judas Ischarioth, welcher ihn verriet.

Aussendung der Jünger

  1. Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte,

  2. sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.

  3. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

  4. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.

  5. Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben,

  6. auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn der Arbeiter ist seiner Speise wert.

  7. Wenn ihr aber in eine Stadt oder ein Dorf geht, da erkundigt euch, ob jemand darin sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen zieht.

  8. Wenn ihr aber in ein Haus geht, so grüßet es;

  9. und wenn es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

  10. Und wenn euch jemand nicht aufnehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von jenem Hause oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.

  11. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Tage des Gerichts als solcher Stadt.

Mahnung zum mutigen Bekennen

  1. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

  2. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten den Gerichten und werden euch geißeln in ihren Synagogen.

  3. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.

  4. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.

  5. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

  6. Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum Tode helfen.

  7. Und ihr müsset gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende beharret, der wird selig.

  8. Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt.

  9. Der Jünger ist nicht über den Meister noch der Knecht über seinen Herrn.

  10. Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wieviel mehr werden sie seine Hausgenossen so heißen!

  11. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.

    Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, was man nicht wissen werde.

  12. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.

  13. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.

  14. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater.

  15. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählt.

  16. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.

  17. Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.

  18. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Anfeindung um Jesu willen

  1. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

  2. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter.

  3. Und des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.

  4. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert.

  5. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert.

  6. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

  7. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

  8. Wer einen Propheten aufnimmt darum, daß er ein Prophet ist, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt darum, daß er ein Gerechter ist, der wird eines Gerechten Lohn empfangen.

  9. Und wer einen dieser Geringen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt darum, daß er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.

Des Täufers Frage

Kapitel 11

  1. Und es begab sich, da Jesus solch Gebot an seine zwölf Jünger vollendet hatte, ging er von dannen weiter, zu lehren und zu predigen in ihren Städten.

  2. Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seine Jünger

  3. und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

  4. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr höret und sehet:

  5. Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt;

  6. und selig ist, der nicht Ärgernis nimmt an mir.

Jesu Zeugnis über den Täufer

  1. Da die hingingen, fing Jesus an, zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht?

  2. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern.

  3. Oder was seid ihr hinausgegangen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: er ist mehr als ein Prophet.

  4. Dieser ist's, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.»

  5. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist keiner aufgestanden, der größer sei als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.

  6. Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hierher leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es weg.

  7. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis zur Zeit des Johannes;

  8. und so ihr's wollt annehmen: er ist der Elia, der da kommen soll.

  9. Wer Ohren hat, der höre!

  10. Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindern gleich, die an dem Markt sitzen und rufen ihren Gespielen zu

  11. und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch vorgeklagt, und ihr wolltet nicht trauern.

  12. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er ist besessen.

  13. Des Menschen Sohn ist gekommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden aus ihren Werken.

Weherufe über galiläische Städte

  1. Da fing er an, die Städte zu schelten, in welchen die meisten seiner Taten geschehen waren, und hatten doch nicht Buße getan:

  2. Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Bethsaida! Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, wie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan.

  3. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen am Tage des Gerichts als euch.

  4. Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn so zu Sodom die Taten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages.

  5. Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher gehen am Tage des Gerichts als dir.

Lobpreis des Vaters. Der Heilandsruf

  1. Zu der Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.

  2. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir.

  3. Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennt den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

  4. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

  5. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

  6. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Jesus und der Sabbat

Kapitel 12

  1. Zu der Zeit ging Jesus durch ein Kornfeld am Sabbat; und seine Jünger waren hungrig, fingen an, Ähren auszuraufen, und aßen.

  2. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist.

  3. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, da ihn und die mit ihm waren hungerte?

  4. wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die er doch nicht durfte essen noch die, die mit ihm waren, sondern allein die Priester?

  5. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld?

  6. Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel.

  7. Wenn ihr aber wüßtet, was das ist (Hosea 6,6): «Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer», hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.

  8. Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbat.

  9. Und er ging von dannen weiter und kam in ihre Synagoge.

  10. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist's auch recht, am Sabbat zu heilen?, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten.

  11. Aber er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, wenn er ein einziges Schaf hat und es fällt ihm am Sabbat in eine Grube, der es nicht ergreife und ihm heraushelfe?

  12. Wieviel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf man wohl am Sabbat Gutes tun.

  13. Da sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleichwie die andere.

  14. Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten einen Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten.

Der Gottesknecht

  1. Aber da Jesus das erfuhr, wich er von dannen. Und ihm folgten viele nach, und er heilte sie alle

  2. und bedrohte sie, daß sie die Kunde von ihm nicht ausbreiten sollten,

  3. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 42, 1 – 4):

  4. «Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, und mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Recht verkündigen.

  5. Er wird nicht hadern noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen;

  6. das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er hinausführe das Recht zum Sieg;

  7. und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.»

Jesu Macht über die bösen Geister

  1. Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah.

  2. Und alles Volk entsetzte sich und sprach: Ist dieser nicht Davids Sohn?

  3. Aber die Pharisäer, da sie es hörten, sprachen sie: Er treibt die bösen Geister nicht anders aus denn durch Beelzebub, ihren Obersten.

  4. Jesus wußte aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jegliches Reich, wenn es mit sich selbst uneins wird, das wird verwüstet; und eine jegliche Stadt oder Haus, wenn es mit sich selbst uneins wird, kann nicht bestehen.

  5. Wenn nun Satan den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen?

  6. Wenn ich aber die bösen Geister durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.

  7. Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.

  8. Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube?

  9. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Die Sünde wider den Geist

  1. Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben.

  2. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.

  3. Setzet entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennt man den Baum.

  4. Ihr Otterngezüchte, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

  5. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz.

  6. Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.

  7. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.

Zeichenforderung der Pharisäer

  1. Da hoben an etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprachen: Meister, wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen.

  2. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Das böse und abtrünnige Geschlecht sucht ein Zeichen; und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona.

  3. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in des Fisches Bauch war, so wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.

  4. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.

  5. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.

  6. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht.

  7. Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's leer, gekehrt und geschmückt.

  8. Dann geht er hin und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda; und es wird mit demselben Menschen hernach ärger, als es zuvor war. So wird's auch diesem argen Geschlecht gehen.

Jesu wahre Verwandte

  1. Da er noch zu dem Volk redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden.

  2. Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.

  3. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?

  4. Und reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder!

  5. Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Vom Säemann. Sinn der Gleichnisse

Kapitel 13

  1. An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer.

  2. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, so daß er in das Schiff trat und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer.

  3. Und er redete zu ihnen mancherlei in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen.

  4. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf.

  5. Etliches fiel auf das Felsige, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.

  6. Als aber die Sonne hochstieg, verwelkte es, und weil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre.

  7. Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten's.

  8. Etliches fiel auf ein gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.

  9. Wer Ohren hat, der höre!

  10. Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?

  11. Er antwortete und sprach: Euch ist's gegeben, daß ihr die Geheimnisse des Himmelreichs verstehet, diesen aber ist's nicht gegeben.

  12. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.

  13. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es auch nicht.

  14. Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6, 9.10): «Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen.

  15. Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen hülfe.»

  16. Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören.

  17. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben's nicht gehört.

  18. So höret nun ihr dieses Gleichnis von dem Säemann:

  19. Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge und reißt hinweg, was da gesät ist in sein Herz; das ist der, bei dem an den Weg gesät ist.

  20. Bei dem aber auf das Felsige gesät ist, das ist, der das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden;

  21. aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so nimmt er Ärgernis.

  22. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht.

  23. Bei dem aber in das gute Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht es und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißigfältig.

Vom Unkraut unter dem Weizen

  1. Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

  2. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.

  3. Da nun aber die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.

  4. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?

  5. Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten?

  6. Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, wenn ihr das Unkraut ausjätet.

  7. Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündel, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.

Vom Senfkorn

  1. Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker;

  2. welches das kleinste ist unter allem Samen; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Sträucher und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.

Vom Sauerteig

  1. Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward.

  2. Solches alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen,

  3. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): «Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war von Anfang der Welt.»

Deutung des Gleichnisses vom Unkraut

  1. Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.

  2. Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist's, der den guten Samen sät.

  3. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit.

  4. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.

  5. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende dieser Welt gehen.

  6. Des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle, die Ärgernis geben und die da Unrecht tun,

  7. und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.

  8. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!

Schatz im Acker und kostbare Perle

  1. Das Himmelreich ist gleich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn; und in seiner Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.

  2. Abermals ist das Himmelreich gleich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte,

  3. und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Vom Fischnetz

  1. Abermals ist das Himmelreich gleich einem Netze, das ins Meer geworfen ward und allerlei Gattung fing.

  2. Als es aber voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, saßen und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die unnützen warfen sie weg.

  3. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden

  4. und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.

  5. Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja.

  6. Da sprach er: Darum, ein jeglicher Schriftgelehrter, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

Verwerfung in Nazareth

  1. Und es begab sich, da Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er von dannen

  2. und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so daß sie sich entsetzten und sprachen: Woher kommt diesem solche Weisheit und Taten?

  3. Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Joseph und Simon und Judas?

  4. Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?

  5. Und sie nahmen Ärgernis an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger als in seinem Vaterland und im eigenen Hause.

  6. Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.

Herodes und Jesus. Ende des Täufers

Kapitel 14

  1. Zu der Zeit kam die Kunde über Jesus vor den Vierfürst Herodes.

  2. Und er sprach zu seinen Leuten: Das ist Johannes der Täufer; der ist von den Toten auferstanden, deshalb wirken in ihm solche Kräfte.

  3. Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, gebunden und in das Gefängnis gelegt wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus.

  4. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, daß du sie hast.

  5. Und er hätte ihn gerne getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.

  6. Da aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel Herodes wohl.

  7. Darum verhieß er ihr mit einem Eide, er wollte ihr geben, was sie fordern würde.

  8. Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir her auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!

  9. Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben.

  10. Und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten.

  11. Und sein Haupt ward hergetragen auf einer Schüssel und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter.

  12. Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leib und begruben ihn und kamen und verkündeten das Jesus.

Speisung der Fünftausend

  1. Da das Jesus hörte, wich er von dannen auf einem Schiff in eine einsame Gegend allein. Und da das Volk das hörte, folgte es ihm nach zu Fuß aus den Städten.

  2. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und es jammerte ihn derselben, und er heilte ihre Kranken.

  3. Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Gegend ist öde, und die Nacht fällt herein; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Dörfer gehen und sich Speise kaufen.

  4. Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht not, daß sie hingehen; gebt ihr ihnen zu essen.

  5. Sie sprachen: Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische.

  6. Und er sprach: Bringet mir sie her.

  7. Und er hieß das Volk sich lagern auf das Gras und nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah auf gen Himmel und dankte und brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.

  8. Und sie aßen alle und wurden satt und hoben auf, was übrigblieb von Brocken, zwölf Körbe voll.

  9. Die aber gegessen hatten, waren bei fünftausend Mann, ohne die Frauen und Kinder.

Jesus wandelt auf dem Meer.

Der sinkende Petrus

  1. Und alsbald trieb Jesus seine Jünger, daß sie in das Schiff traten und vor ihm hinüberfuhren, bis er das Volk von sich ließe.

  2. Und da er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg allein, daß er betete. Und am Abend war er allein daselbst.

  3. Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen entgegen.

  4. Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer.

  5. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht.

  6. Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!

  7. Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser.

  8. Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.

  9. Als er aber den Wind sah, erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: Herr, hilf mir!

  10. Jesus aber reckte alsbald die Hand aus und ergrifft ihn und sprach zu ihm: O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?

  11. Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich.

  12. Die aber im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrlich Gottes Sohn!

  13. Und sie fuhren hinüber und kamen ans Land nach Genezareth.

  14. Und da die Leute an diesem Ort sein gewahr wurden, schickten sie aus in das ganze Land umher und brachten alle Kranken zu ihm

  15. und baten ihn, daß sie nur seines Kleides Saum anrühren dürften. Und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

Menschensatzungen und Gottes Gebot

Kapitel 15

  1. Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem und sprachen:

  2. Warum übertreten deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Sie unterlassen die Waschung der Hände vor dem Essen.

  3. Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen?

  4. Gott hat geboten (2. Mose 20,12; 21,17): «Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»

  5. Aber ihr lehret: Wer zu Vater oder Mutter spricht: Ich opfere Gott, was dir sollte von mir zukommen,

  6. der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht zu ehren; und so habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen.

  7. Ihr Heuchler, gar fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13):

  8. «Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir;

  9. vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.»

  10. Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: Höret zu und fasset es!

  11. Was zum Munde eingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was zum Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein.

  12. Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß die Pharisäer an dem Worte Ärgernis nahmen, als sie es hörten?

  13. Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.

  14. Lasset sie, sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.

  15. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis.

  16. Und Jesus sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig?

  17. Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, das geht in den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen?

  18. Was aber zum Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.

  19. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.

  20. Das sind die Stücke, die den Menschen unrein machen. Aber ohne Waschung der Hände essen macht den Menschen nicht unrein.

Das kanaanäische Weib. Heilungen

  1. Und Jesus ging fort von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon.

  2. Und siehe, ein kanaanäisches Weib kam aus jener Gegend und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.

  3. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach.

  4. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

  5. Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!

  6. Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

  7. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die von ihrer Herren Tisch fallen.

  8. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.

  9. Und Jesus ging von dannen weiter und kam an das Galiläische Meer und ging auf einen Berg und setzte sich allda.

  10. Und es kam zu ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere und legten sie Jesus vor die Füße, und er heilte sie,

  11. so daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.

Speisung der Viertausend

  1. Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks; denn sie sind nun schon drei Tage lang bei mir und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ohne Speise von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem Wege.

  2. Da sprachen zu ihm seine Jünger: Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?

  3. Und Jesus sprach zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben und wenige Fischlein.

  4. Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erde

  5. und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.

  6. Und sie aßen alle und wurden satt; und hoben auf, was übrigblieb von Brocken, sieben Körbe voll.

  7. Und die da gegessen hatten, waren viertausend Mann, ohne die Frauen und Kinder.

  8. Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er in ein Schiff und kam in das Gebiet von Magadan*.

    *Nach anderer Überlieferung: Magdala.

Zeichenforderung der Pharisäer

Kapitel 16

  1. Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe.

  2. Aber er antwortete und sprach: <Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot.

  3. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Über des Himmels Aussehen könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?>

  4. Dieses böse und abtrünnige Geschlecht sucht ein Zeichen; und soll ihm kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie und ging davon.

Vom Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer

  1. Und als die Jünger ans andere Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mit sich zu nehmen.

  2. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

  3. Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird's sein, daß wir nicht haben Brot mit uns genommen.

  4. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brot habt?

  5. Verstehet ihr noch nicht? Gedenket ihr nicht an die fünf Brote unter die fünftausend und wieviel Körbe ihr da aufhobt,

  6. auch nicht an die sieben Brote unter die viertausend und wieviel Körbe ihr da aufhobt?

  7. Wie verstehet ihr denn nicht, daß ich nicht vom Brot zu euch rede? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

  8. Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Das Bekenntnis des Petrus

  1. Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?

  2. Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer; andere, du seiest Elia; wieder andere, du seiest Jeremia oder der Propheten einer.

  3. Er sprach zu ihnen: Wer saget denn ihr, daß ich sei?

  4. Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!

  5. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

  6. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

  7. Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.

  8. Da bedrohte er seine Jünger, daß sie niemand sagen sollten, daß er der Christus wäre.

Erste Leidensankündigung

  1. Seit der Zeit fing Jesus Christus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin nach Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.

  2. Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: Herr, das verhüte Gott! Das widerfahre dir nur nicht!

  3. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich, Satan, von mir! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

  4. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.

  5. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

  6. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?

  7. Denn es wird geschehen, daß des Menschen Sohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.

  8. Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.

Verklärung Jesu

Kapitel 17

  1. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und ging mit ihnen allein auf einen hohen Berg.

  2. Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.

  3. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

  4. Petrus aber hob an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist für uns gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.

  5. Da er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

  6. Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr.

  7. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht!

  8. Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.

  9. Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.

  10. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, zuvor müsse * Elia kommen?

    *Kapitel 11,14. Maleachi 3,23.

  11. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll freilich kommen und alles zurechtbringen.

  12. Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.

  13. Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

Heilung des mondsüchtigen Knaben

  1. Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu ihm ein Mensch und fiel ihm zu Füßen

  2. und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser;

  3. und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen.

  4. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch dulden? Bringt ihn mir her!

  5. Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde.

  6. Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

  7. Er aber sprach zu ihnen: Um eures Kleinglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

  8. <Aber diese Art fährt nur aus durch Beten und Fasten.>

Zweite Leidensankündigung

  1. Da sie aber versammelt waren in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn überantwortet wird in der Menschen Hände,

  2. und sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.

Tempelsteuer

  1. Als sie nun nach Kapernaum kamen, gingen zu Petrus, die den Tempelgroschen einnahmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Tempelgroschen zu geben?

  2. Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden Zoll oder Steuer: von ihren Kindern oder von den Fremden?

  3. Er sprach: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei.

  4. Auf daß wir ihnen aber nicht Ärgernis geben, so gehe hin an das Meer und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den nimm; und wenn du sein Maul aufmachst, wirst du ein Zweigroschenstück finden; das nimm und gib's ihnen für mich und dich.

Von Kindersinn und Ärgernis

Kapitel 18

  1. Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich?

  2. Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie

  3. und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

  4. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.

  5. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.

  6. Wer aber Ärgernis gibt einem dieser Kleinen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.

  7. Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!

  8. Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Ärgernis schafft, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehest, als daß du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen.

  9. Und wenn dir dein Auge Ärgernis schafft, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.

  10. Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.

  11. <Denn des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, was verloren ist.>

Das verlorene Schaf

  1. Was meint ihr? Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte?

  2. Und wenn sich's begibt, daß er's findet, wahrlich, ich sage euch, er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind.

  3. Also ist's auch bei eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß eins von diesen Kleinen verloren werde.

Verhalten gegen sündige Brüder.

Gemeinsames Beten

  1. Sündigt aber dein Bruder, so gehe hin und halte es ihm vor zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.

  2. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß jegliche Sache stehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund.

  3. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und Zöllner.

  4. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.

  5. Weiter sage ich euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.

  6. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Der Schalksknecht

  1. Da trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal?

  2. Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.

  3. Darum ist das Himmelreich gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte.

  4. Und als er anfing zu rechnen, kam vor ihn einer, der war ihm zehntausend Pfund schuldig.

  5. Da er's nun nicht hatte, zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn und sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, und bezahlen.

  6. Da fiel der Knecht nieder und warf sich auf sein Angesicht vor ihm und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.

  7. Da jammerte den Herrn des Knechts, und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch.

  8. Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist!

  9. Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen.

  10. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlt hätte, was er schuldig war.

  11. Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte.

  12. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknecht, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest;

  13. hättest du da dich nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?

  14. Und sein Herr ward zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlt hätte alles, was er ihm schuldig war.

  15. So wird euch mein himmlischer Vater auch tun, wenn ihr nicht vergebet von Herzen, ein jeglicher seinem Bruder.

Über Ehe, Ehescheidung, Ehelosigkeit

Kapitel 19

  1. Und es begab sich, da Jesus diese Reden vollendet hatte, machte er sich auf aus Galiläa und kam in das Gebiet des jüdischen Landes jenseits des Jordan;

  2. und es folgte ihm viel Volks nach, und er heilte sie daselbst.

  3. Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen: Ist's auch recht, daß sich ein Mann scheide von seiner Frau um irgendeiner Ursache willen?

  4. Er antwortete aber und sprach: Habt ihr nicht gelesen, daß, der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Weib

  5. und sprach (1. Mose 2,24): «Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein»?

  6. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

  7. Da sprachen sie: Warum hat dann Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben, wenn man sich scheidet?

  8. Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, um eures Herzens Härtigkeit willen; von Anbeginn aber ist's nicht so gewesen.

  9. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn um der Hurerei willen, und freit eine andere, der bricht die Ehe.

  10. Da sprachen die Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist's nicht gut, ehelich zu werden.

  11. Er sprach aber zu ihnen: Dies Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist.

  12. Denn etliche enthalten sich der Ehe, weil sie von Geburt an zur Ehe unfähig sind; etliche enthalten sich, weil sie von Menschen zur Ehe untauglich gemacht sind; und etliche enthalten sich, weil sie um des Himmelreichs willen auf die Ehe verzichten. Wer es fassen kann, der fasse es!

Jesus segnet die Kinder

  1. Da wurden Kinder zu ihm gebracht, daß er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an.

  2. Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Himmelreich.

  3. Und er legte die Hände auf sie und zog von dannen.

Der reiche Jüngling

  1. Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?

  2. Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich über das, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.

  3. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben;

  4. ehre Vater und Mutter»; und: «du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.»

  5. Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?

  6. Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!

  7. Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter.

  8. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.

  9. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.

  10. Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen. Ja, wer kann dann selig werden?

  11. Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.

Vom Lohn der Nachfolge

  1. Da fing Petrus an und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür?

  2. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet dereinst bei der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.

  3. Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's vielfältig empfangen und das ewige Leben ererben.

  4. Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein.

Die Arbeiter im Weinberg

Kapitel 20

  1. Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der früh am Morgen ausging, Arbeiter zu dingen in seinen Weinberg.

  2. Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Silbergroschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.

  3. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markte müßig stehen

  4. und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.

  5. Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und neunte Stunde und tat gleich also.

  6. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig?

  7. Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedingt. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg.

  8. Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und heb an bei den letzten bis zu den ersten.

  9. Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen.

  10. Da aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen.

  11. Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater

  12. und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.

  13. Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen?

  14. Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir.

  15. Habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem Meinen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin?

  16. So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. <Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.>

Dritte Leidensankündigung

  1. Und da Jesus wollte hinaufziehen nach Jerusalem, nahm er die Zwölf besonders und sprach zu ihnen auf dem Wege:

  2. Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn verdammen zum Tode

  3. und werden ihn überantworten den Heiden, ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen, und am dritten Tage wird er auferstehen.

Die Söhne des Zebedäus

  1. Da trat zu ihm die Mutter der Kinder des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte etwas von ihm bitten.

  2. Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.

  3. Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde <und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde>? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir.

  4. Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, steht mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.

  5. Da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.

  6. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset: die Fürsten halten ihre Völker nieder, und die Mächtigen tun ihnen Gewalt.

  7. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener;

  8. und wer der Erste sein will unter euch, sei euer Knecht;

  9. gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Zwei Blinde vor Jericho

  1. Und da sie von Jericho auszogen, folgte ihm viel Volks nach.

  2. Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege; und da sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrien sie und sprachen: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  3. Aber das Volk bedrohte sie, daß sie schweigen sollten. Aber sie schrien noch viel mehr und sprachen: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  4. Jesus aber stand still und rief sie und sprach: Was wollt ihr, daß ich euch tun soll?

  5. Sie sprachen zu ihm: Herr, daß unsere Augen aufgetan werden.

  6. Und es jammerte ihn, und er rührte ihre Augen an; und alsbald wurden sie wieder sehend, und sie folgten ihm nach.

Einzug in Jerusalem

Kapitel 21

  1. Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, nach Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei

  2. und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führet sie zu mir!

  3. Und wenn euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Alsbald wird er sie euch lassen.

  4. Das geschah aber, auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9):

  5. «Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.»

  6. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,

  7. und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

  8. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

  9. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: * Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

    *Psalm 118,25.26.

  10. Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?

  11. Das Volk aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.

Reinigung des Tempels

  1. Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer

  2. und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): «Mein Haus soll ein Bethaus heißen»; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.

  3. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.

  4. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids! wurden sie entrüstet

  5. und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): «Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet»?

  6. Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus nach Bethanien und blieb daselbst über Nacht.

Der verdorrte Feigenbaum

  1. Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn.

  2. Und er sah einen Feigenbaum an dem Wege und ging hinzu und fand nichts daran als allein Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nimmermehr Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte alsbald.

  3. Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so bald verdorrt?

  4. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer! so wird's geschehen.

  5. Und alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubet, werdet ihr's empfangen.

Die Frage nach Jesu Vollmacht

  1. Und als er in den Tempel kam und lehrte, traten zu ihm die Hohenpriester und die Ältesten im Volk und sprachen: Aus was für Vollmacht tust du das, und wer hat dir die Vollmacht gegeben?

  2. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; wenn ihr mir das saget, will ich euch auch sagen, aus was für Vollmacht ich das tue.

  3. Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? Da bedachten sie's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht?

  4. Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, denn sie halten alle Johannes für einen Propheten.

  5. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen's nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Vollmacht ich das tue.

Die ungleichen Söhne

  1. Was dünkt euch aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute im Weinberge.

  2. Er antwortete aber und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin.

  3. Und er ging zu dem anderen und sprach gleich also. Der antwortete aber und sprach: Ich will's nicht tun. Danach reute es ihn, und er ging hin.

  4. Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan? Sie sprachen: Der letzte. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Reich Gottes kommen als ihr.

  5. Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr's wohl sahet, tatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr ihm danach auch geglaubt hättet.

Die bösen Weingärtner

  1. Höret ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und gab ihn an Weingärtner in Pacht und zog außer Landes.

  2. Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfingen.

  3. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte; einen schlugen sie, den andern töteten sie, den dritten steinigten sie.

  4. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten ihnen gleich also.

  5. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.

  6. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen!

  7. Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn.

  8. Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun?

  9. Sie sprachen zu ihm: Er wird die Bösewichte übel umbringen und seinen Weinberg an andere Weingärtner vergeben, die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben.

  10. Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22.23): «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen»?

  11. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.

  12. <Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.>

  13. Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, verstanden sie, daß er von ihnen redete.

  14. Und sie trachteten danach, wie sie ihn griffen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten.

Die königliche Hochzeit

Kapitel 22

  1. Und Jesus hob an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach:

  2. Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohn Hochzeit machte.

  3. Und er sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen.

  4. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles bereit; kommt zur Hochzeit!

  5. Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung;

  6. etliche aber griffen seine Knechte, höhnten und töteten sie.

  7. Da ward der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.

  8. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert.

  9. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.

  10. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.

  11. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an,

  12. und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verstummte.

  13. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn in die Finsternis hinaus! Da wird sein Heulen und Zähneklappen.

  14. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Der Zinsgroschen

  1. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede,

  2. und sandten zu ihm ihre Jünger samt des Herodes Leuten. Die sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen.

  3. Darum sage uns, was meinst du: Ist's recht, daß man dem Kaiser Steuer zahle, oder nicht?

  4. Da nun Jesus merkte ihre Bosheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versuchet ihr mich?

  5. Weiset mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar.

  6. Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Aufschrift?

  7. Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

  8. Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.

Die Auferstehung der Toten

  1. An demselben Tage traten zu ihm die Sadduzäer, die dafür halten, es gebe kein Auferstehen, und fragten ihn

  2. und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose 25,5.6): «Wenn einer stirbt und hat nicht Kinder, so soll sein Bruder die Frau zum Weibe nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»

  3. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freite und starb; und weil er nicht Nachkommen hatte, ließ er seine Frau seinem Bruder;

  4. desgleichen der zweite und der dritte bis an den siebenten.

  5. Zuletzt nach allen starb die Frau.

  6. Nun in der Auferstehung, wessen Frau wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.

  7. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und kennet die Schrift nicht noch die Kraft Gottes.

  8. In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, sondern sie sind gleichwie die Engel im Himmel.

  9. Habt ihr aber nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, da er spricht (2. Mose 3,6):

  10. «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.

  11. Und da solches das Volk hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.

Das größte Gebot

  1. Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich.

  2. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte:

  3. Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?

  4. Jesus aber sprach zu ihm: «Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte» (5. Mose 6,5).

  5. Dies ist das vornehmste und größte Gebot.

  6. Das andre aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18).

  7. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Davids Sohn und Herr

  1. Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus

  2. und sprach: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids.

  3. Er sprach zu ihnen: Wie kann ihn dann David im Geist einen Herrn nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1):

  4. «Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deine Füße»?

  5. So nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn sein Sohn?

  6. Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.

Wider die Schriftgelehrten und Pharisäer

Kapitel 23

  1. Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern

  2. und sprach: Auf des Mose Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.

  3. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun; sie sagen's wohl, und tun's nicht.

  4. Sie binden schwere Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie selbst wollen sie nicht mit einem Finger anrühren.

  5. Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.

  6. Sie sitzen gerne obenan bei Tisch und in den Synagogen

  7. und haben's gerne, daß sie gegrüßt werden auf dem Markt und von den Menschen Rabbi genannt werden.

  8. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.

  9. Und ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.

  10. Und ihr sollt euch nicht lassen Lehrer nennen; denn einer ist euer Lehrer, Christus.

  11. Der Größte unter euch soll euer Diener sein.

  12. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.

  13. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr gehet nicht hinein, und die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen.

  14. <Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, die ihr der Witwen Häuser fresset und verrichtet zum Schein lange Gebete! Darum werdet ihr ein desto schwereres Urteil empfangen.>

  15. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchziehet, damit ihr einen Judengenossen gewinnet; und wenn er's geworden ist, machet ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr, als ihr seid!

  16. Weh euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold am Tempel, das bindet.

  17. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?

  18. Oder: Wenn einer schwört bei dem Altar, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Opfer, das darauf ist, das bindet.

  19. Ihr Blinden! Was ist größer: das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?

  20. Darum, wer da schwört bei dem Altar, der schwört bei demselben und bei allem, was darauf ist.

  21. Und wer da schwört bei dem Tempel, der schwört bei demselben und bei dem, der darin wohnt.

  22. Und wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

  23. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.

  24. Ihr blinden Führer, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!

  25. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig rein haltet, inwendig aber sind sie voll Raub und Gier!

  26. Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten, was inwendig im Becher ist, auf daß auch das Auswendige rein werde!

  27. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid gleichwie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat!

  28. So auch ihr: von außen scheinet ihr vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Übertretung.

  29. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler bauet und schmücket der Gerechten Gräber

  30. und sprecht: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden an der Propheten Blut!

  31. So gebt ihr über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.

  32. Wohlan, erfüllet auch ihr das Maß eurer Väter!

  33. Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?

  34. Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und deren werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern,

  35. auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Barachjas, welchen ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar.

  36. Wahrlich, ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen.

Klage über Jerusalem

  1. Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!

  2. Siehe, «euer Haus soll euch wüste gelassen werden» (Jeremia 22,5; Psalm 69,26; 1. Könige 9,7.8).

  3. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

Vom Kommen Christi

Kapitel 24

  1. Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäude.

  2. Er aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

  3. Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? und welches wird das Zeichen sein deines Kommens und des Endes der Welt?

  4. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe.

  5. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele verführen.

  6. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu und erschrecket nicht. Denn das muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende.

  7. Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere, und werden sein teure Zeit und Erdbeben hin und her.

  8. Das alles aber ist der Anfang der Wehen.

  9. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr werdet gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern.

  10. Dann werden viele der Anfechtung erliegen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.

  11. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen.

  12. Und weil der Unglaube wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.

  13. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.

  14. Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.

  15. Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, von dem gesagt ist durch den Propheten Daniel (Daniel 9,27; 11,31) – wer das liest, der merke auf! -,

  16. alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist;

  17. und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen;

  18. und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seinen Mantel zu holen.

  19. Weh aber den Schwangeren und Säugenden zu jener Zeit!

  20. Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.

  21. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie sie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und auch nicht wieder werden wird.

  22. Und wenn diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.

  23. Wenn alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist der Christus! oder da!, so sollt ihr's nicht glauben.

  24. Denn mancher falsche Christus und falsche Propheten werden aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden.

  25. Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt.

  26. Darum, wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in der Kammer!, so glaubt es nicht.

  27. Denn wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und leuchtet bis zum Niedergang, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  28. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.

  29. Bald aber nach der Trübsal jener Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.

  30. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.

  31. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.

  32. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn sein Zweig jetzt treibt und die Blätter kommen, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

  33. So auch ihr: wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.

  34. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.

  35. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

  36. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern allein der Vater.

  37. Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  38. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah in die Arche hineinging;

  39. und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin -, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  40. Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verworfen werden.

  41. Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verworfen werden.

Vom Warten auf das Kommen Christi

  1. Darum wachet; denn ihr wisset nicht, welchen Tag euer Herr kommen wird.

  2. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen.

  3. Darum seid auch ihr bereit! Denn des Menschen Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meinet.

  4. Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe?

  5. Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn solches tun.

  6. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

  7. Wenn aber jener als ein böser Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr kommt noch lange nicht,

  8. und fängt an, zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenen:

  9. so wird der Herr desselben Knechtes kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht, und zu der Stunde, da er's nicht meint,

  10. und wird ihn in Stücke hauen lassen und ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

Die klugen und törichten Jungfrauen

Kapitel 25

  1. Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen.

  2. Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug.

  3. Die törichten nahmen ihre Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich.

  4. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.

  5. Da nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.

  6. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!

  7. Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig.

  8. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen.

  9. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst.

  10. Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen.

  11. Zuletzt kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf!

  12. Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

  13. Darum wachet! Denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, <in welcher des Menschen Sohn kommen wird>.

Die anvertrauten Zentner

  1. Gleichwie ein Mensch, der über Land zog, rief seine Knechte und vertraute ihnen seine Habe an;

  2. und einem gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit, und zog hinweg.

  3. Alsbald ging der hin, der die fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit denselben und gewann andere fünf.

  4. Desgleichen, der die zwei Zentner empfangen hatte, gewann zwei andere.

  5. Der aber den einen empfangen hatte, ging hin und machte eine Grube in die Erde und verbarg seines Herrn Geld.

  6. Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen.

  7. Da trat herzu, der die fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit andere fünf Zentner gewonnen.

  8. Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

  9. Da trat auch herzu, der die zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe mit denselben zwei andere gewonnen.

  10. Sein Herr sprach zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

  11. Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;

  12. und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde. Siehe, da hast du das Deine.

  13. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich schneide, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe,

  14. so solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen.

  15. Darum nehmet von ihm den Zentner und gebet ihn dem, der die zehn Zentner hat.

  16. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.

  17. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

Vom Weltgericht

  1. Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit,

  2. und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,

  3. und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

  4. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!

  5. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt.

  6. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.

  7. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben dich getränkt?

  8. Wann haben wird dich als einen Fremdling gesehen und beherbergt? oder nackt und haben dich bekleidet?

  9. Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir gekommen?

  10. Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

  11. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!

  12. Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.

  13. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.

  14. Da werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Fremdling oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient?

  15. Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.

  16. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.

Letzte Leidensankündigung

Kapitel 26

  1. Und es begab sich, da Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:

  2. Ihr wisset, daß nach zwei Tagen Ostern* wird; und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, daß er gekreuzigt werde.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  3. Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas,

  4. und hielten Rat, wie sie Jesus mit List griffen und töteten.

  5. Sie sprachen aber: Ja nicht am Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk!

Salbung in Bethanien

  1. Da nun Jesus war zu Bethanien im Hause Simons, des Aussätzigen,

  2. trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goß es auf sein Haupt, als er zu Tische saß.

  3. Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?

  4. Dieses Wasser hätte können teuer verkauft und den Armen gegeben werden.

  5. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

  6. Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  7. Daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen, hat sie getan, daß sie mich fürs Grab bereite.

  8. Wahrlich, ich sage euch: Wo dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Verrat des Judas

  1. Da ging hin der Zwölfe einer, mit Namen Judas Ischarioth, zu den Hohenpriestern

  2. und sprach: * Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm + dreißig Silberlinge.

    *Johannes 11,57. +Sacharja 11,12.

  3. Und von da an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete.

Das heilige Abendmahl

  1. Aber am ersten Tage der ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen?

  2. Er sprach: Gehet hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir Ostern halten mit meinen Jüngern.

  3. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm.

  4. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.

  5. Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.

  6. Und sie wurden sehr betrübt und hoben an, ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm: Herr, bin ich's?

  7. Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich verraten.

  8. Des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre ihm besser, daß derselbe Mensch nie geboren wäre.

  9. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.

  10. Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.

  11. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;

  12. das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

  13. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.

  14. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Ankündigung der Verleugnung des Petrus

  1. Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): «Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.»

  2. Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.

  3. Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle Ärgernis nähmen an dir, so will ich's doch nimmermehr tun.

  4. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

  5. Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten auch alle Jünger.

Jesus in Gethsemane

  1. Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis daß ich dorthin gehe und bete.

  2. Und er nahm zu sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.

  3. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!

  4. Und er ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!

  5. Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

  6. Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

  7. Zum andern Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch an mir vorübergehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille!

  8. Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs.

  9. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte.

  10. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.

  11. Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Jesu Gefangennahme

  1. Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfe einer, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.

  2. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greifet.

  3. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Gegrüßet seist du, Rabbi! und küßte ihn.

  4. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du gekommen? Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn.

  5. Und siehe, einer von denen, die mit Jesus waren, reckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.

  6. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.

  7. Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte alsbald mehr als zwölf Legionen Engel?

  8. Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, daß es muß also geschehen?

  9. Zu der Stunde sprach Jesus zu den Scharen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen.

  10. Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

Vor dem Hohen Rat

  1. Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten.

  2. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte.

  3. Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsch Zeugnis wider Jesus, auf daß sie ihn töteten.

  4. Und wiewohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch keins. Zuletzt traten zwei herzu

  5. und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.

  6. Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?

  7. Aber Jesus schwieg stille. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist der Christus, der Sohn Gottes.

  8. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Auch sage ich euch: Von nun an wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.

  9. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört.

  10. Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.

  11. Da spien sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht

  12. und sprachen: Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug?

Verleugnung des Petrus

  1. Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat zu ihm eine Magd und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.

  2. Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.

  3. Als er aber zur Tür hinausging, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit Jesus von Nazareth.

  4. Und er leugnete abermals und schwur dazu: Ich kenne den Menschen nicht.

  5. Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrlich, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.

  6. Da hob er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.

  7. Da dachte Petrus an die Worte Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen, und ging hinaus und weinte bitterlich.

Vor Pilatus. Ende des Verräters

Kapitel 27

  1. Des Morgens aber hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Rat über Jesus, daß sie ihn töteten,

  2. und banden ihn, führten ihn hin und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontius Pilatus.

  3. Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereute es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten

  4. und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe. Sie sprachen: Was geht uns das an? Da siehe du zu!

  5. Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon, ging hin und erhängte sich selbst.

  6. Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es taugt nicht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld.

  7. Sie hielten aber einen Rat und kauften den Töpfersacker dafür zum Begräbnis der Pilger.

  8. Daher ist dieser Acker genannt der Blutacker bis auf den heutigen Tag.

  9. Da ward erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, da er spricht: «Sie haben genommen die dreißig Silberlinge, den Preis, zu dem geschätzt war der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern Israel,

  10. und haben sie gegeben für den Töpfersacker, wie mir der Herr befohlen hat» (Sacharja 11,12.13).

  11. Jesus aber stand vor dem Landpfleger; und der Landpfleger fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Jesus aber sprach: Du sagst es.

  12. Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten, antwortete er nichts.

  13. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen?

  14. Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, so daß sich der Landpfleger sehr verwunderte.

Verurteilung und Verspottung

  1. Auf das Fest aber hatte der Landpfleger die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.

  2. Sie hatten aber zu der Zeit einen besonderen Gefangenen, der hieß Barabbas.

  3. Und da sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr, daß ich euch losgebe, Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?

  4. Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten.

  5. Und da er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum seinetwegen.

  6. Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesus umbrächten.

  7. Da hob der Landpfleger an und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll losgeben? Sie sprachen: Barabbas!

  8. Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Laß ihn kreuzigen!

  9. Der Landpfleger sagte: Was hat er denn Übles getan? Sie schrien aber noch mehr und sprachen: Laß ihn kreuzigen!

  10. Da aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Getümmel entstand, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; sehet ihr zu!

  11. Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

  12. Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt würde.

  13. Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesus mit sich in das Richthaus und holten die ganze Schar zu ihm her

  14. und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an

  15. und flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!

  16. und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.

Kreuzigung und Tod

  1. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten.

  2. Und wie sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, daß er ihm sein Kreuz trug.

  3. Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist verdeutscht: Schädelstätte,

  4. gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er's schmeckte, wollte er nicht trinken.

  5. Da sie ihn aber gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darum, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten (Psalm 22,19): «Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.»

  6. Und sie saßen allda und bewachten ihn.

  7. Und oben zu seinen Häupten setzten sie die Ursache seines Todes, und war geschrieben: Dies ist Jesus, der Juden König.

  8. Und da wurden zwei Mörder mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.

  9. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe

  10. und sprachen: Der du den Tempel zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz!

  11. Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:

  12. Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben.

  13. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, hat er Lust zu ihm; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.

  14. Desgleichen schmähten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuzigt waren.

  15. Und von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

  16. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

  17. Etliche aber, die da standen, da sie das hörten, sprachen sie: Der ruft den Elia.

  18. Und alsbald lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn.

  19. Die andern aber sprachen: Halt, laß sehen, ob Elia komme und ihm helfe!

  20. Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

  21. Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus.

  22. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen,

  23. und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.

  24. Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und Jesus bewachten, da sie sahen das Erdbeben und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!

  25. Und es waren viele Frauen da, die von ferne zusahen, die da Jesus waren nachgefolgt aus Galiläa und hatten ihm gedient;

  26. unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, und die Mutter der Kinder des Zebedäus.

Jesu Grablegung

  1. Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia, der hieß Joseph, welcher auch ein Jünger Jesu war.

  2. Der ging zu Pilatus und bat ihn um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus man sollte ihm ihn geben.

  3. Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in eine reine Leinwand

  4. und legte ihn in sein eigenes neues Grab, welches er in einen Fels hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.

  5. Es war aber allda Maria Magdalena und die andere Maria, die setzten sich dem Grab gegenüber.

Bewachung des Grabes

  1. Des andern Tages, der da folgt nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilatus

  2. und sprachen: Herr, wir haben bedacht, daß dieser Verführer sprach, da er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen.

  3. Darum befiehl, daß man das Grab verwahre bis an den dritten Tag, auf daß nicht seine Jünger kommen und stehlen ihn und sagen zum Volk: Er ist auferstanden von den Toten; und werde der letzte Betrug ärger als der erste.

  4. Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Hüter; gehet hin und verwahret es, so gut ihr könnt.

  5. Sie gingen hin und verwahrten das Grab mit den Hütern und versiegelten den Stein.

Die Auferstehung

Kapitel 28

  1. Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.

  2. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein ab und setzte sich darauf.

  3. Und seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee.

  4. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot.

  5. Aber der Engel hob an und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, suchet.

  6. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und sehet die Stätte, da er gelegen hat;

  7. und gehet eilend hin und sagt es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

  8. Und sie gingen eilend vom Grabe mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten.

  9. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder.

  10. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden sie mich sehen.

  11. Da sie aber hingingen, siehe, da kamen etliche von den Hütern in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.

  12. Und sie kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat und gaben den Kriegsknechten Geld genug

  13. und sprachen: Saget, seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn, während wir schliefen.

  14. Und wenn es würde herauskommen bei dem Landpfleger, wollen wir ihn beschwichtigen und sorgen, daß ihr sicher seid.

  15. Und sie nahmen das Geld und taten, wie sie gewiesen waren. Und so ist dies zum Gerede geworden bei den Juden bis auf den heutigen Tag.

Der Missionsbefehl

  1. Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

  2. Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.

  3. Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

  4. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

  5. und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Das Zertifikat

Der Kontakt

Hanauer Landstr. 16
63571 Gelnhausen Meerholz
Telefon: 06051 / 977677
Mobil: 0151 / 23277610
E-Mail: info@aj-immo.de

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.