Das neue Testament

Die Bibel

DAS EVANGELIUM NACH MARKUS

Johannes der Täufer. Sein Zeugnis von Christus

Kapitel 1

  1. Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus.

  2. Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja: «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der da bereite deinen Weg.»

  3. «Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet seine Steige richtig!» (Maleachi 3,1; Jesaja 40,3).

  4. Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

  5. Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und alle Leute von Jerusalem und bekannten ihre Sünden und ließen sich von ihm taufen im Jordan.

  6. Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden und aß Heuschrecken und wilden Honig

  7. und predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker als ich, und ich bin nicht genug, daß ich mich bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse.

  8. Ich taufe euch mit Wasser; er aber wird euch mit dem heiligen Geist taufen.

Jesu Taufe und Versuchung

  1. Und es begab sich zu der Zeit, da kam Jesus von Nazareth in Galiläa und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.

  2. Und alsbald, da er aus dem Wasser stieg, sah er, daß sich der Himmel auftat und der Geist gleichwie eine Taube herabkam auf ihn.

  3. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

  4. Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste;

  5. und er war in der Wüste vierzig Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.

Beginn der Wirksamkeit Jesu.

Jüngerberufung

  1. Nachdem aber Johannes gefangen gelegt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes

  2. und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

  3. Da er aber an dem Galiläischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, daß sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer.

  4. Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

  5. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

  6. Und als er von dannen ein wenig weiter ging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, daß sie die Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er sie.

  7. Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.

Jesus in Kapernaum

  1. Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.

  2. Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.

  3. Und sogleich war auch in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unsaubern Geist; der schrie

  4. und sprach: Was willst du von uns, Jesu von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

  5. Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm!

  6. Und der unsaubere Geist riß ihn hin und her und schrie laut und fuhr aus von ihm.

  7. Und sie entsetzten sich alle, so daß sie untereinander sich befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unsaubern Geistern, und sie gehorchen ihm!

  8. Und die Kunde von ihm erscholl alsbald umher im ganzen galiläischen Land.

  9. Und sie gingen alsbald aus der Synagoge in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.

  10. Und die Schwiegermutter Simons lag und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr.

  11. Und er trat zu ihr und faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.

  12. Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.

  13. Und die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür.

  14. Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.

  15. Und des Morgens vor Tage stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete daselbst.

  16. Und Simon mit denen, die bei ihm waren, eilte ihm nach.

  17. Und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich.

  18. Und er sprach zu ihnen: Laßt uns anderswohin in die nächsten Städte gehen, daß ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich gekommen.

  19. Und er kam und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die bösen Geister aus.

Heilung eines Aussätzigen

  1. Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.

  2. Und es jammerte ihn, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will's tun; sei gereinigt!

  3. Und alsbald ging der Aussatz von ihm, und er ward rein.

  4. Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich

  5. und sprach zu ihm: Siehe zu, daß du niemand davon sagest; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

  6. Er aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und machte die Geschichte kund, so daß Jesus hinfort nicht mehr konnte öffentlich in eine Stadt gehen; sondern er war draußen an einsamen Orten, und sie kamen zu ihm von allen Enden.

Heilung des Gichtbrüchigen

Kapitel 2

  1. Und nach etlichen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es ward kund, daß er im Hause war.

  2. Und es versammelten sich viele, so daß sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er predigte ihnen das Wort.

  3. Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen Gichtbrüchigen von vieren getragen.

  4. Und da sie ihn nicht konnten zu ihm bringen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und machten eine Öffnung und ließen das Bett hernieder, darin der Gichtbrüchige lag.

  5. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

  6. Es waren aber etliche Schriftgelehrte, die saßen allda und dachten in ihrem Herzen:

  7. Wie redet dieser so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben denn allein Gott?

  8. Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, daß sie so bei sich dachten, und sprach zu ihnen: Was denket ihr solches in euren Herzen?

  9. Was ist leichter, zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf, nimm dein Bett und wandle?

  10. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, zu vergeben die Sünden auf Erden, - sprach er zu dem Gichtbrüchigen:

  11. Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!

  12. Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor allen, so daß sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen.

Berufung des Levi

  1. Und Jesus ging wieder hinaus an das Meer; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie.

  2. Und da er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.

  3. Und es begab sich, da er zu Tisch saß in seinem Hause, da setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern; denn ihrer waren viele, und sie folgten ihm nach.

  4. Und die Schriftgelehrten unter den Pharisäern, da sie sahen, daß er mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Isset er mit den Zöllnern und Sündern?

  5. Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Über das Fasten

  1. Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer pflegten zu fasten; und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

  2. Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.

  3. Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage.

  4. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; denn der neue Lappen reißt doch vom alten, und der Riß wird ärger.

  5. Und niemand füllt jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der junge Wein die Schläuche, und der Wein kommt um samt den Schläuchen; sondern man soll jungen Wein in neue Schläuche füllen.

Jesus und der Sabbat

  1. Und es begab sich, daß er am Sabbat durch ein Kornfeld ging; und seine Jünger fingen an, indem sie gingen, Ähren auszuraufen.

  2. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine Jünger am Sabbat, das nicht recht ist?

  3. Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er in Not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren?

  4. wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren?

  5. Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbats willen.

  6. So ist des Menschen Sohn ein Herr auch über den Sabbat.

Kapitel 3

  1. Und er ging abermals in eine Synagoge. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand.

  2. Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen würde, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten.

  3. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor!

  4. Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen stille.

  5. Und er sah sie umher an mit Zorn und ward betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand ward gesund.

  6. Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald einen Rat mit des Herodes Leuten über ihn, wie sie ihn umbrächten.

Zulauf des Volks. Viele Heilungen

  1. Aber Jesus entwich mit seinen Jüngern an das Meer, und viel Volks folgte ihm nach aus Galiläa; auch aus Judäa

  2. und von Jerusalem und aus Idumäa und von jenseits des Jordan und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine große Menge, die seine Taten hörten, kamen zu ihm.

  3. Und er sagte zu seinen Jüngern, daß sie ihm ein Schifflein bereithielten um des Volkes willen, damit sie ihn nicht drängten.

  4. Denn er heilte ihrer viele, so daß ihn überfielen alle, die geplagt waren, auf daß sie ihn anrührten.

  5. Und wenn ihn die unsaubern Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrien und sprachen: Du bist Gottes Sohn!

  6. Und er bedrohte sie hart, daß sie ihn nicht offenbar machten.

Berufung der zwölf Jünger

  1. Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm.

  2. Und er ordnete zwölf, daß sie bei ihm sein sollten und daß er sie aussendete, zu predigen,

  3. und daß sie Vollmacht hätten, die bösen Geister auszutreiben.

  4. Und er setzte die Zwölf ein und gab Simon den Namen Petrus;

  5. und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Boanerges, das ist: Donnerskinder;

  6. und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus und Simon Kananäus

  7. und Judas Ischarioth, der ihn dann verriet.

Jesus von den Seinen nicht verstanden

  1. Und er kam nach Hause, und da kam abermals das Volk zusammen, so daß sie nicht vermochten zu essen.

  2. Und da es die Seinen hörten, gingen sie aus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.

Jesu Macht über die bösen Geister

  1. Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub und treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.

  2. Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann Satan den Satan austreiben?

  3. Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

  4. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

  5. Erhebt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm.

  6. Es kann niemand einem Starken in sein Haus dringen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube.

Die Sünde wider den Geist

  1. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Lästerungen, so viel immer sie lästern;

  2. wer aber den heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist ewiger Sünde schuldig.

  3. Denn sie sagten: Er hat einen unsaubern Geist.

Jesu wahre Verwandte

  1. Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen.

  2. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir.

  3. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder?

  4. Und er sah rings um sich auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!

  5. Wer Gottes willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Vom Säemann. Sinn der Gleichnisse

Kapitel 4

  1. Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es versammelte sich sehr viel Volks zu ihm, so daß er mußte in ein Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer.

  2. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen:

  3. Höret zu! Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen.

  4. Und es begab sich, indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf.

  5. Etliches fiel auf das Felsige, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.

  6. Da nun die Sonne hochstieg, verwelkte es, und weil es nicht Wurzel hatte, verdorrte es.

  7. Und etliches fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht.

  8. Und etliches fiel auf gutes Land und ging auf und wuchs und brachte Frucht und trug dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig.

  9. Und er sprach: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

  10. Und da er allein war, fragten ihn die um ihn waren, samt den Zwölfen, über die Gleichnisse.

  11. Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber draußen widerfährt es alles durch Gleichnisse,

  12. auf daß sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, auf daß sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde.

  13. Und er sprach zu ihnen: Versteht ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr dann die andern alle verstehen?

  14. Der Säemann sät das Wort.

  15. Das aber sind die an dem Wege: wo das Wort gesät wird, und wenn sie es gehört haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war.

  16. Desgleichen die, bei denen auf das Felsige gesät ist: wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es bald mit Freuden auf,

  17. aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so nehmen sie alsbald Ärgernis.

  18. Und andere sind die, bei denen unter die Dornen gesät ist: die hören das Wort,

  19. aber die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach allem anderen dringen ein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht.

  20. Jene aber sind die, bei denen auf gutes Land gesät ist: die hören das Wort und nehmen's an und bringen Frucht, dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig.

Gleichnis vom Licht

  1. Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß man's unter den Scheffel oder unter die Bank setze? Mitnichten, sondern daß man's auf den Leuchter setze.

  2. Denn es ist nichts verborgen, das nicht soll offenbar werden, und ist nichts Heimliches, das nicht soll an den Tag kommen.

  3. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

  4. Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret! Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen, und man wird euch noch zugeben.

  5. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird man auch das nehmen, was er hat.

Die von selbst wachsende Saat

  1. Und er sprach: Das Reich Gottes ist so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft

  2. und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, ohne daß er's weiß.

  3. Denn die Erde bringt von selbst Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.

  4. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Vom Senfkorn

  1. Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?

  2. Es ist wie ein Senfkorn: wenn es gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden;

  3. und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Sträucher und treibt große Zweige, so daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.

  4. Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort so, wie sie es zu hören vermochten.

  5. Und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen; aber wenn sie allein waren, legte er seinen Jüngern alles aus.

Stillung des Sturmes

  1. Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Laßt uns hinüberfahren.

  2. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Schiff war, und es waren noch andere Schiffe bei ihm.

  3. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Schiff, so daß das Schiff schon voll ward.

  4. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf dem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, daß wir verderben?

  5. Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine große Stille.

  6. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie habt ihr denn keinen Glauben?

  7. Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Selbst Wind und Meer sind ihm gehorsam!

Heilung des besessenen Geraseners

Kapitel 5

  1. Und sie kamen ans andere Ufer des Meeres in die Gegend der Gerasener.

  2. Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald von den Gräbern entgegen ein Mensch mit einem unsaubern Geist,

  3. der seine Wohnung in den Grabhöhlen hatte. Und niemand konnte ihn mehr binden, auch nicht mit Ketten;

  4. denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen und hatte die Ketten zerrissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn bändigen.

  5. Und er war allezeit, Tag und Nacht, in den Grabhöhlen und auf den Bergen, schrie und schlug sich mit Steinen.

  6. Da er aber Jesus sah von ferne, lief er hinzu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach:

  7. Was willst du von mir, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälest!

  8. Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen!

  9. Und er fragte ihn: Wie heißest du? Und er antwortete: Legion heiße ich; denn wir sind viele.

  10. Und er bat Jesus sehr, daß er sie nicht aus der Gegend triebe.

  11. Es war aber daselbst am Berge eine große Herde Säue auf der Weide.

  12. Und die unsauberen Geister baten ihn und sprachen: Laß uns in die Säue fahren!

  13. Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer, ihrer waren aber bei zweitausend, und ersoffen im Meer.

  14. Und ihre Hirten flohen und verkündeten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war,

  15. und kamen zu Jesus und sahen den, der von den unsauberen Geistern besessen gewesen war, wie er dasaß und war bekleidet und vernünftig, und fürchteten sich.

  16. Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und von den Säuen.

  17. Und sie fingen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend zöge.

  18. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, daß er bei ihm bleiben dürfte.

  19. Aber Jesus ließ es ihm nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt hat.

  20. Und er ging hin und fing an, zu verkündigen in den Zehn Städten, wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte, und jedermann verwunderte sich.

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

  1. Und da Jesus wieder herübergefahren war im Schiff, versammelte sich viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer.

  2. Da kam einer von den Obersten der Synagoge, mit Namen Jairus. Und da er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen

  3. und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; du wollest kommen und deine Hände auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe.

  4. Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie drängten ihn.

  5. Und da war eine Frau, die hatte den Blutfluß seit zwölf Jahren

  6. und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und hatte all ihr Gut darauf verwendet, und es half ihr nichts, sondern vielmehr ward es ärger mit ihr.

  7. Da die von Jesus hörte, kam sie im Volk von hinten herzu und rührte sein Kleid an.

  8. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur seine Kleider könnte anrühren, so würde ich gesund.

  9. Und alsbald versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage geheilt war.

  10. Und Jesus fühlte alsbald an sich selbst, daß eine Kraft von ihm ausgegangen war, und wandte sich um in der Menge und sprach: Wer hat meine Kleider angerührt?

  11. Und seine Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, daß dich das Volk drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt?

  12. Und er sah sich um nach der, die das getan hatte.

  13. Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, denn sie wußte, was an ihr geschehen war, kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.

  14. Er sprach aber zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!

  15. Da er noch redete, kamen etliche aus dem Hause des Obersten der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühest du weiter den Meister?

  16. Jesus aber hörte mit an, was da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten: Fürchte dich nicht, glaube nur!

  17. Und ließ niemand mitgehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.

  18. Und sie kamen in das Haus des Obersten, und er sah das Getümmel und wie sie sehr weinten und heulten.

  19. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmet und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.

  20. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag,

  21. und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir, stehe auf!

  22. Und alsbald stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich alsbald über die Maßen.

  23. Und er gebot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Verwerfung in Nazareth

Kapitel 6

  1. Und er ging aus von dannen und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach.

  2. Und da der Sabbat kam, hob er an, zu lehren in der Synagoge. Und die Menge, die zuhörte, verwunderte sich, und sie sprachen: Woher kommt dem solches? Und was für Weisheit ist es, die ihm gegeben ist? Und solche mächtigen Taten, die durch seine Hände geschehen!

  3. Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie nahmen Ärgernis an ihm.

  4. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause.

  5. Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; nur wenigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.

  6. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging rings umher in die Dörfer und lehrte.

Aussendung der zwölf Jünger

  1. Und er rief die Zwölf zu sich und hob an und sandte sie je zwei und zwei und gab ihnen Vollmacht über die unsaubern Geister

  2. und gebot ihnen, daß sie nichts mitnähmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel,

  3. wohl aber Schuhe an den Füßen, und daß sie nicht zwei Röcke anzögen.

  4. Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibet, bis ihr von dannen zieht.

  5. Und wo man euch nicht aufnimmt noch hören will, aus dem Ort gehet hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ihnen zum Zeugnis.

  6. Und sie gingen aus und predigten, man sollte Buße tun,

  7. und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.

Herodes und Jesus. Ende des Täufers

  1. Und es kam vor den König Herodes; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; darum tut er solche Taten.

  2. Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein Prophet wie einer der Propheten.

  3. Da es aber Herodes hörte, sagte er: Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferstanden.

  4. Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen und ins Gefängnis gelegt um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus, denn er hatte sie zum Weib genommen.

  5. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht, daß du deines Bruders Frau hast.

  6. Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte nicht.

  7. Denn Herodes fürchtete den Johannes, weil er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war, und verwahrte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, ward er sehr unruhig; und doch hörte er ihn gerne.

  8. Und es kam ein gelegener Tag, da Herodes an seinem Geburtstag ein Mahl gab seinen Großen und den Obersten und den Vornehmsten in Galiläa.

  9. Da trat herein die Tochter der Herodias und tanzte und gefiel wohl dem Herodes und denen, die am Tisch saßen. Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben.

  10. Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreichs.

  11. Und sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers.

  12. Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum König, bat und sprach: Ich will, daß du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.

  13. Und der König ward sehr betrübt; doch um des Eides willen und derer, die am Tische saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun.

  14. Und alsbald schickte der König den Henker hin und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis

  15. und trug her sein Haupt auf einer Schüssel und gab's dem Mädchen, und das Mädchen gab's seiner Mutter.

  16. Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leib und legten ihn in ein Grab.

Speisung der Fünftausend

  1. Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.

  2. Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruhet ein wenig. Denn ihrer waren viele, die ab und zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen.

  3. Und sie fuhren in einem Schiff an eine einsame Stätte für sich allein.

  4. Und das Volk sah sie wegfahren, und viele merkten es und liefen dahin miteinander zu Fuß aus allen Städten und kamen ihnen zuvor.

  5. Und Jesus stieg aus und sah das große Volk; und es jammerte ihn derselben, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an eine lange Predigt.

  6. Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Es ist öde hier, und der Tag ist bald dahin;

  7. laß sie von dir, daß sie hingehen umher in die Höfe und Dörfer und kaufen sich Brot.

  8. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?

  9. Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf und zwei Fische.

  10. Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten tischweise auf das grüne Gras.

  11. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.

  12. Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf gen Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, daß sie ihnen vorlegten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.

  13. Und sie aßen alle und wurden satt.

  14. Und sie hoben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.

  15. Und die da die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann.

Jesus wandelt auf dem Meer

  1. Und alsbald trieb er seine Jünger, daß sie in das Schiff träten und vor ihm hinüberführen nach Bethsaida, bis daß er das Volk von sich ließe.

  2. Und da er sie von sich gelassen hatte, ging er hin auf einen Berg, zu beten.

  3. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf dem Lande allein.

  4. Und er sah, daß sie Not litten beim Rudern, denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer

  5. und wollte an ihnen vorübergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien;

  6. denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!

  7. und trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen;

  8. denn sie waren um nichts verständiger geworden über den Broten, sondern ihr Herz war verhärtet.

  9. Und da sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land nach Genezareth und legten an.

  10. Und da sie aus dem Schiff traten, erkannten die Leute ihn alsbald

  11. und liefen im ganzen Land umher und hoben an, die Kranken umherzutragen auf Betten, wo sie hörten, daß er war.

  12. Und wo er in Dörfer, Städte und Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, daß sie auch nur den Saum seines Kleides anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

Menschensatzungen und Gottes Gebot

Kapitel 7

  1. Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und etliche von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren.

  2. Und sie sahen etliche seiner Jünger mit unreinen Händen, das heißt: ohne Waschung der Hände, ihr Brot essen.

  3. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Hände mit einer Handvoll Wasser und halten so die Satzungen der Ältesten;

  4. und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und es sind viele andre Dinge, die sie zu halten angenommen haben, wie: Trinkgefäße und Krüge und Kessel zu waschen.

  5. Da fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach den Satzungen der Ältesten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?

  6. Er aber sprach zu ihnen: Gar fein hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht (Jesaja 29,13): «Dies Volk ehrt mich mit den Lippen; aber ihr Herz ist ferne von mir.

  7. Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.»

  8. Ihr verlasset Gottes Gebot und haltet der Menschen Satzungen.

  9. Und er sprach zu ihnen: Gar fein hebt ihr Gottes Gebot auf, auf daß ihr eure Satzungen haltet.

  10. Denn Mose hat gesagt (2. Mose 20,12; 21,17): «Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren», und: «Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»

  11. Ihr aber sagt: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter: Korban, das heißt Opfergabe, soll sein, was dir sollte von mir zukommen,

  12. so laßt ihr ihn hinfort nichts tun für seinen Vater oder seine Mutter

  13. und hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen, die ihr aufgestellt habt; und dergleichen tut ihr viel.

  14. Und er rief das Volk wieder zu sich und sprach zu ihnen: Höret mir alle zu und fasset es!

  15. Es ist nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn könnte unrein machen; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.

  16. <Hat jemand Ohren, zu hören, der höre.>

  17. Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger über dies Gleichnis.

  18. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig? Merket ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann?

  19. Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und geht aus durch den natürlichen Gang. So erklärte er alle Speisen für rein.

  20. Er sagte aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein;

  21. denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Dieberei, Mord,

  22. Ehebruch, Habsucht, Bosheit, List, Schwelgerei, Mißgunst, Lästerung, Hoffart, Unvernunft.

  23. All diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein.

Das kanaanäische Weib

  1. Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und ging in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben.

  2. Sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unsaubern Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen;

  3. es war aber eine griechische Frau aus Syrophönizien, und sie bat ihn, daß er den bösen Geist von ihrer Tochter austriebe.

  4. Jesus aber sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

  5. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.

  6. Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen gehe hin; der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren.

  7. Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bette liegen, und der böse Geist war ausgefahren.

Heilung eines Taubstummen

  1. Und da er wieder fortging aus der Gegend von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte.

  2. Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte.

  3. Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte mit Speichel seine Zunge

  4. und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf!

  5. Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und er redete recht.

  6. Und er gebot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus.

  7. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hören und Sprachlose reden.

Speisung der Viertausend

Kapitel 8

  1. Zu der Zeit, da wieder viel Volks da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen:

  2. Mich jammert des Volks, denn sie haben nun schon drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.

  3. Und wenn ich sie ohne Speise ließe heimgehen, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne gekommen.

  4. Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen?

  5. Und er fragte sie: Wieviel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.

  6. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie sie vorlegten, und sie legten dem Volk vor.

  7. Und sie hatten etliche Fischlein, und er dankte und hieß diese auch vorlegen.

  8. Sie aßen aber und wurden satt und hoben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe.

  9. Und ihrer waren bei viertausend; und er ließ sie von sich.

Zeichenforderung der Pharisäer

  1. Und alsbald trat er in das Schiff mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanutha.

  2. Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel.

  3. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden.

  4. Und er ließ sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr hinüber.

Warnung vor den Pharisäern und vor Herodes

  1. Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff als ein Brot.

  2. Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes.

  3. Und sie dachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, daß wir nicht Brot haben.

  4. Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brot habt? Verstehet ihr noch nicht und begreifet ihr nicht? Habt ihr denn ein verhärtetes Herz in euch?

  5. Ihr habt Augen, und sehet nicht? habt Ohren, und höret nicht? Und denkt ihr nicht daran:

  6. als ich die fünf Brote brach unter die fünftausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf.

  7. Als ich die sieben brach unter die viertausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben.

  8. Und er sprach zu ihnen: Begreifet ihr denn noch nicht?

Heilung eines Blinden

  1. Und sie kamen nach Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, daß er ihn anrührte.

  2. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf und tat Speichel auf seine Augen und legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehest du etwas?

  3. Und er sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen umhergehen, als sähe ich Bäume.

  4. Danach legte er abermals die Hände auf seine Augen. Da sah er deutlich und ward wieder zurechtgebracht und konnte alles scharf sehen.

  5. Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in das Dorf.

Das Bekenntnis des Petrus

  1. Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei?

  2. Sie antworteten: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer.

  3. Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus!

  4. Und er bedrohte sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten.

Erste Leidensankündigung

  1. Und er hob an, sie zu lehren: Des Menschen Sohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.

  2. Und er redete davon frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.

  3. Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Hebe dich, Satan, von mir! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

  4. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

  5. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten.

  6. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?

  7. Denn was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?

  8. Wer sich aber mein und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Kapitel 9

  1. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.

Verklärung Jesu

  1. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein, und ward vor ihnen verklärt.

  2. Und seine Kleider wurden ganz leuchtend weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann.

  3. Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus.

  4. Und Petrus fing an und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein. Und wir wollen drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.

  5. Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren bestürzt.

  6. Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!

  7. Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.

  8. Da sie aber vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus, daß sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstünde von den Toten.

  9. Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was mag das heißen: auferstehen von den Toten?

  10. Und sie fragten ihn und sprachen: Die Schriftgelehrten sagen doch, daß zuvor Elia kommen muß.

  11. Er aber sprach zu ihnen: Ja, zuvor kommt Elia und bringt alles wieder zurecht. Und wie steht geschrieben von des Menschen Sohn, daß er viel leiden soll und verachtet werden?

  12. Aber ich sage euch: Elia ist schon gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht.

Heilung des fallsüchtigen Knaben

  1. Und sie kamen zu den Jüngern und sahen viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen stritten.

  2. Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich, liefen herzu und grüßten ihn.

  3. Und er fragte sie: Was streitet ihr euch mit ihnen?

  4. Einer aber aus dem Volk antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist.

  5. Und wo er ihn erwischt, so reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, daß sie ihn austrieben, und sie konnten es nicht.

  6. Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringet ihn her zu mir!

  7. Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der Geist sah, riß er ihn. Und er fiel auf die Erde und wälzte sich und schäumte.

  8. Und Jesus fragte den Vater: Wie lange ist's, daß ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.

  9. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns!

  10. Jesus aber sprach zu ihm: Wie sprichst du: Kannst du was? Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.

  11. Alsbald schrie des Kindes Vater und sprach: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

  12. Da nun Jesus sah, daß das Volk herzulief, bedrohte er den unsaubern Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn!

  13. Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe ward, als wäre er tot, so daß die Menge sagte: Er ist tot.

  14. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

  15. Und da er heimkam, fragten ihn seine Jünger allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

  16. Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten und Fasten.

Zweite Leidensankündigung

  1. Und sie gingen von da hinweg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte.

  2. Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen.

  3. Sie aber verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.

Wider Ehrgeiz und Unduldsamkeit

  1. Und sie kamen nach Kapernaum. Und da er daheim war, fragte er sie: Was habt ihr miteinander auf dem Weg verhandelt?

  2. Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Weg verhandelt, welcher der Größte wäre.

  3. Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.

  4. Und er nahm ein Kind und stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen:

  5. Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

  6. Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, aber er folgt uns nicht nach; und wir verboten's ihm, weil er uns nicht nachfolgt.

  7. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann bald übel von mir reden.

  8. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.*

    *Andere Überlieferung: «Wer nicht wider euch ist, der ist für euch.»

  9. Denn wer euch tränkt mit einem Becher Wasser in meinem Namen, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.

Warnung vor Ärgernissen

  1. Und wer einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.

  2. Wenn aber deine Hand dir Ärgernis schafft, so haue sie ab! Es ist dir besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, als daß du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer,

  3. <wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht>.

  4. Wenn dir dein Fuß Ärgernis schafft, so haue ihn ab! Es ist besser, daß du lahm zum Leben eingehest, als daß du zwei Füße habest und werdest in die Hölle geworfen,

  5. <wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht>.

  6. Wenn dir dein Auge Ärgernis schafft, so wirf's von dir! Es ist besser, daß du einäugig in das Reich Gottes gehest, als daß du zwei Augen habest und werdest in die Hölle geworfen,

  7. wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht.

  8. Es muß ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden; <denn jedes Opfer wird mit Salz gesalzen>.

  9. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz kraftlos wird, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!

Über Ehe und Ehescheidung

Kapitel 10

  1. Und er machte sich auf von dannen und kam in die Gegend von Judäa und jenseits des Jordan. Und das Volk lief abermals in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.

  2. Und es traten Pharisäer zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau, und versuchten ihn damit.

  3. Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten?

  4. Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.

  5. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härtigkeit willen hat er euch dies Gebot geschrieben;

  6. aber von Anbeginn der Schöpfung hat Gott sie geschaffen als Mann und Weib.

  7. Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen <und wird seinem Weibe anhangen>

  8. und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.

  9. Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

  10. Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach.

  11. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und freit eine andere, der begeht Ehebruch an ihr;

  12. und so sich eine Frau scheidet von ihrem Manne und freit einen andern, die begeht Ehebruch.

Jesus segnet die Kinder

  1. Und sie brachten Kinder zu ihm, daß er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren die an, <die sie trugen>.

  2. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.

  3. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

  4. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Der reiche Jüngling

  1. Und da er hinausging auf den Weg, lief einer herzu, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

  2. Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.

  3. Du weißt die Gebote: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand berauben; ehre Vater und Mutter.»

  4. Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.

  5. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach <und nimm das Kreuz auf dich>.

  6. Er aber ward unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

  7. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!

  8. Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's <für die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen>, ins Reich Gottes zu kommen!

  9. Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.

  10. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?

  11. Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Vom Lohn der Nachfolge

  1. Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

  2. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verläßt um meinetwillen und um des Evangeliums willen,

  3. der nicht hundertfältig empfange jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

  4. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

Dritte Leidensankündigung

  1. Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem; und Jesus ging ihnen voran, und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals zu sich die Zwölf und hob an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren würde:

  2. Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn verdammen zum Tode und überantworten den Heiden.

  3. Die werden ihn verspotten und verspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

Die Söhne des Zebedäus

  1. Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns tuest, was wir dich bitten werden.

  2. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tue?

  3. Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.

  4. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?

  5. Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;

  6. zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken, steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist.

  7. Und da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.

  8. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten ihre Völker niederhalten, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt.

  9. Aber so soll es nicht sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener;

  10. und wer unter euch will der Erste sein, der sei aller Knecht.

  11. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Der Blinde von Jericho

  1. Und sie kamen nach Jericho. Und da er aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein Blinder, Bartimäus, des Timäus Sohn, am Wege und bettelte.

  2. Und als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  3. Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  4. Und Jesus stand still und sprach: Rufet ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, stehe auf! Er ruft dich!

  5. Und er warf seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.

  6. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich wieder sehen kann.

  7. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald konnte er wieder sehen und folgte ihm nach auf dem Wege.

Einzug in Jerusalem

Kapitel 11

  1. Und da sie nahe an Jerusalem kamen nach Bethphage und Bethanien an den Ölberg, sandte er seiner Jünger zwei

  2. und sprach zu ihnen: Gehet hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein Füllen angebunden, auf welchem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führet es her!

  3. Und wenn jemand zu euch sagen wird: Was tut ihr da? so sprecht: Der Herr bedarf sein und sendet es gleich wieder her.

  4. Und sie gingen hin und fanden das Füllen, gebunden an eine Tür außen an der Straße, und banden es los.

  5. Und etliche, die da standen, sprachen zu ihnen: Was macht ihr, daß ihr das Füllen losbindet?

  6. Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die ließen's zu.

  7. Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

  8. Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber grüne Zweige, die sie auf den Feldern abgehauen hatten.

  9. Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien und sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!

  10. Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe!

  11. Und er ging hinein nach Jerusalem und in den Tempel, und er besah ringsum alles, und am Abend ging er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen.

Der verdorrte Feigenbaum.

Reinigung des Tempels

  1. Und des andern Tages, da sie aus Bethanien gingen, hungerte ihn.

  2. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände. Und da er hinzukam, fand er nichts als nur Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen.

  3. Und Jesus hob an und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand mehr eine Frucht ewiglich! Und seine Jünger hörten das.

  4. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um

  5. und ließ nicht zu, daß jemand etwas durch den Tempel trüge.

  6. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): «Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern»? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.

  7. Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und sie trachteten, wie sie ihn umbrächten. Denn sie fürchteten sich vor ihm; denn alles Volk war erschrocken über seine Lehre.

  8. Und des Abends gingen sie hinaus aus der Stadt.

  9. Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorübergingen, sahen sie, daß er verdorrt war bis auf die Wurzel.

  10. Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.

  11. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!

  12. Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen.

  13. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch werden.

  14. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.

  15. <Wenn ihr aber nicht vergebet, so wird euer Vater, der im Himmel ist, eure Übertretungen auch nicht vergeben.>

Die Frage nach Jesu Vollmacht

  1. Und sie kamen abermals nach Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und Ältesten

  2. und sprachen zu ihm: Aus was für Vollmacht tust du das? oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, daß du solches tust?

  3. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich will euch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was für Vollmacht ich das tue.

  4. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!

  5. Und sie bedachten's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?

  6. Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? - da fürchteten sie sich vor dem Volk. Denn sie hielten alle dafür, daß Johannes wirklich ein Prophet war.

  7. Und sie antworteten und sprachen zu Jesus: Wir wissen's nicht. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Vollmacht ich solches tue.

Die bösen Weingärtner

Kapitel 12

  1. Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und gab ihn an Weingärtner in Pacht und zog außer Landes.

  2. Und er sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingärtnern, daß er von den Weingärtnern nähme von den Früchten des Weinbergs.

  3. Sie nahmen ihn aber und schlugen ihn und ließen ihn leer von sich.

  4. Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem zerschlugen sie den Kopf und schmähten ihn.

  5. Abermals sandte er einen andern; den töteten sie. Und viele andere; etliche schlugen sie, etliche töteten sie.

  6. Da hatte er noch Einen, den geliebten Sohn; den sandte er zuletzt auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.

  7. Aber die Weingärtner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein!

  8. Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.

  9. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.

  10. Habt ihr nicht gelesen in der Schrift (Psalm 118,22.23): «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.

  11. Von dem Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen»?

  12. Und sie trachteten danach, wie sie ihn griffen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon.

Der Zinsgroschen

  1. Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisäern und des Herodes Leuten, daß sie ihn fingen in seinen Worten.

  2. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrest den Weg Gottes recht. Ist's recht, daß man dem Kaiser Steuer zahle, oder nicht? Sollen wir sie geben oder nicht geben?

  3. Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr mich? Bringt mir einen Groschen, daß ich ihn sehe!

  4. Und sie brachten einen. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Aufschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers.

  5. Da sprach Jesus zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn.

Die Auferstehung der Toten

  1. Da traten die Sadduzäer zu ihm, die dafür halten, es gebe keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen:

  2. Meister, Mose hat uns geschrieben (5. Mose 25,5.6): «Wenn jemandes Bruder stirbt und hinterläßt eine Frau und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»

  3. Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau; der starb und hinterließ keine Kinder.

  4. Und der zweite nahm sie und starb und hinterließ auch keine Kinder. Der dritte desgleichen.

  5. Und alle sieben hinterließen keine Kinder. Zuletzt nach allen starb die Frau auch.

  6. Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wessen Frau wird sie sein unter ihnen? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.

  7. Da sprach Jesus zu ihnen: Ist's nicht also? Ihr irret darum, daß ihr die Schrift nicht kennt noch die Kraft Gottes.

  8. Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel.

  9. Aber von den Toten, daß sie auferstehen, habt ihr nicht gelesen im Buch des Mose, wie Gott zu ihm bei dem Dornbusch sagte und sprach (2. Mose 3,6): «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»?

  10. Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott. Ihr irret sehr.

Das größte Gebot

  1. Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und da er merkte, daß er ihnen fein geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen?

  2. Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot ist das: «Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr,

  3. und du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften» (5. Mose 6,4.5).

  4. Das andre ist dies: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

  5. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet. Er ist nur einer und ist kein anderer außer ihm;

  6. und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.

  7. Da Jesus aber sah, daß er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes. Und hinfort wagte niemand mehr, ihn zu fragen.

Davids Sohn und Herr

  1. Und Jesus hob an und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, der Christus sei Davids Sohn?

  2. David selbst hat durch den heiligen Geist gesagt (Psalm 110,1): «Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deine Füße.»

  3. Da heißt ihn ja David seinen Herrn. Woher ist er denn sein Sohn? Und alles Volk hörte ihn gerne.

Wider die Schriftgelehrten

  1. Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gerne in langen Kleidern gehen und sich auf dem Markte grüßen lassen

  2. und sitzen gerne obenan in den Synagogen und am Tisch beim Gastmahl;

  3. sie fressen der Witwen Häuser und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden desto schwereres Urteil empfangen.

Scherflein der Witwe

  1. Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein.

  2. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller.

  3. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben.

  4. Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, wovon sie lebte, ihre ganze Habe, eingelegt.

Vom Kommen Christi

Kapitel 13

  1. Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm einer seiner Jünger: Meister, siehe, was für Steine und was für Bauten!

  2. Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Bauten? Nicht ein Stein wird auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

  3. Und da er auf dem Ölberge saß gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas für sich allein:

  4. Sage uns, wann wird das geschehen? und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden?

  5. Jesus fing an, ihnen zu sagen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe!

  6. Es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und werden viele verführen.

  7. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muß so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da.

  8. Denn es wird sich erheben ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere. Und es werden Erdbeben geschehen hin und her und wird teure Zeit sein. Das ist der Anfang der Wehen.

  9. Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten den Gerichten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Fürsten und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.

  10. Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden allen Völkern.

  11. Wenn sie euch nun hinführen und überantworten werden, so sorget nicht zuvor, was ihr reden sollt; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der heilige Geist.

  12. Und es wird überantworten ein Bruder den andern zum Tode, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern und werden ihnen zum Tode helfen.

  13. Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.

  14. Wenn ihr aber sehet den Greuel der Verwüstung stehen, wo er nicht soll – wer es liest, der merke auf! -, alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge.

  15. Wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder und gehe nicht hinein, etwas aus seinem Hause zu holen.

  16. Und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seinen Mantel zu holen.

  17. Weh aber den Schwangeren und Säugenden zu jener Zeit!

  18. Bittet aber, daß es nicht geschehe im Winter.

  19. Denn in diesen Tagen wird solche Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist bisher vom Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, und auch nicht wieder werden wird.

  20. Und wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er diese Tage verkürzt.

  21. Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist der Christus! siehe, da ist er!, so glaubet's nicht.

  22. Denn mancher falsche Christus und falsche Prophet wird sich erheben und Zeichen und Wunder tun, so daß sie auch die Auserwählten verführen würden, wenn es möglich wäre.

  23. Ihr aber sehet euch vor! Ich habe es euch alles zuvor gesagt!

  24. Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren,

  25. und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.

  26. Und dann werden sie des Menschen Sohn kommen sehen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.

  27. Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

  28. An dem Feigenbaum aber lernet ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt treibt und die Blätter kommen, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

  29. Also auch, wenn ihr seht, daß solches geschieht, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.

  30. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschehe.

  31. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.

  32. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

Vom Warten auf das Kommen Christi

  1. Sehet euch vor, wachet! denn ihr wisset nicht, wann die Zeit da ist.

  2. Gleichwie ein Mensch, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeglichen seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen:

  3. so wachet nun; denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens,

  4. auf daß er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.

  5. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Der Plan der Feinde

Kapitel 14

  1. Es waren aber noch zwei Tage bis zum Osterfest* und den Tagen der ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und töteten.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Denn sie sprachen: Ja nicht am Fest, daß nicht ein Aufruhr im Volk werde!

Salbung in Bethanien

  1. Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussätzigen, Hause und saß zu Tische, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und köstlichem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goß es auf sein Haupt.

  2. Da waren aber etliche, die wurden unwillig und sprachen untereinander: Was soll doch diese Vergeudung des Salböls?

  3. Man hätte dieses Öl um mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und sie den Armen geben; und fuhren sie an.

  4. Jesus aber sprach: Laßt sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

  5. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  6. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.

  7. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

Verrat des Judas

  1. Und Judas Ischarioth, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, daß er ihn an sie verriete.

  2. Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verriete.

Das heilige Abendmahl

  1. Und am ersten Tage der ungesäuerten Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, daß wir hingehen und dir das Osterlamm bereiten, daß du es essest?

  2. Und er sandte seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folget ihm,

  3. und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gemach, darin ich das Osterlamm mit meinen Jüngern essen kann?

  4. Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet für uns zu.

  5. Und die Jünger gingen weg und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.

  6. Am Abend aber kam er mit den Zwölfen.

  7. Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten.

  8. Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's?

  9. Er aber sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel taucht.

  10. Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre.

  11. Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib.

  12. Und nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.

  13. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für viele vergossen wird.

  14. Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.

  15. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Ankündigung der Verleugnung des Petrus

  1. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle an mir Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): «Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.»

  2. Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.

  3. Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie alle an dir Ärgernis nähmen, so doch ich nicht.

  4. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

  5. Er aber redete noch weiter: Wenn ich auch mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle.

Jesus in Gethsemane

  1. Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis ich gebetet habe.

  2. Und nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen

  3. und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet!

  4. Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, daß, so es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge,

  5. und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

  6. Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?

  7. Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

  8. Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte

  9. und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten.

  10. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände.

  11. Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.

Jesu Gefangennahme

  1. Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwölfe einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.

  2. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greift und führt ihn sicher hinweg.

  3. Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi! und küßte ihn.

  4. Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn.

  5. Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.

  6. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie gegen einen Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen.

  7. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber es muß die Schrift erfüllt werden!

  8. Da verließen ihn alle und flohen.

  9. Und es war ein Jüngling, der folgte ihm nach, der war mit einer Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen ihn.

  10. Er aber ließ die Leinwand fahren und floh nackt davon.

Vor dem Hohen Rat

  1. Und sie führten Jesus hinweg zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten.

  2. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast und saß bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.

  3. Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis wider Jesus, auf daß sie ihn zum Tode brächten, und fanden nichts.

  4. Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein.

  5. Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen:

  6. Wir haben gehört, daß er sagte: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.

  7. Aber ihr Zeugnis stimmte auch so nicht überein.

  8. Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?

  9. Er aber schwieg stille und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?

  10. Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des Himmels Wolken.

  11. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiter Zeugen?

  12. Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünkt euch? Sie aber sprachen alle das Urteil über ihn, daß er des Todes schuldig wäre.

  13. Da fingen etliche an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.

Verleugnung des Petrus

  1. Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des Hohenpriesters Mägden;

  2. und da sie sah Petrus sich wärmen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth.

  3. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, <und der Hahn krähte>

  4. Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen, die dabeistanden: Das ist einer von ihnen.

  5. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist einer von ihnen; denn du bist ein Galiläer.

  6. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.

  7. Und alsbald krähte der Hahn zum andern Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er hob an zu weinen.

Vor Pilatus

Kapitel 15

  1. Und alsbald in der Frühe hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Hohe Rat, und banden Jesus und führten ihn hinweg und überantworteten ihn dem Pilatus.

  2. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es.

  3. Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart.

  4. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!

  5. Jesus aber antwortete nichts mehr, so daß sich Pilatus verwunderte.

Verurteilung und Verspottung

  1. Er pflegte aber ihnen zum Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten.

  2. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten.

  3. Und das Volk ging hinauf und bat, daß er täte, wie er pflegte.

  4. Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe?

  5. Denn er merkte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten.

  6. Aber die Hohenpriester reizten das Volk auf, daß er ihnen viel lieber den Barabbas losgäbe.

  7. Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was soll ich denn tun mit dem, den ihr den König der Juden nennet?

  8. Da schrien sie abermals: Kreuzige ihn!

  9. Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Übles getan? Aber sie schrien noch viel mehr: Kreuzige ihn!

  10. Pilatus aber gedachte, dem Volk zu Willen zu sein, und gab ihnen Barabbas los und ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt würde.

  11. Die Kriegsknechte aber führten ihn hinein in die Burg, das ist ins Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schar,

  12. und sie zogen ihm einen Purpur an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf

  13. und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König!

  14. Und schlugen ihm das Haupt mit einem Rohr und spien ihn an und fielen auf die Knie und huldigten ihm.

Kreuzigung und Tod

  1. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an und führten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten,

  2. und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam – der war der Vater des Alexander und des Rufus -, daß er ihm das Kreuz trüge.

  3. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht: Schädelstätte.

  4. Und * sie gaben ihm Myrrhe in Wein zu trinken; aber er nahm's nicht.

    *Psalm 69,22.

  5. Und sie kreuzigten ihn.

    Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los darum, wer was bekäme.

    Psalm 22,19.

  6. Es war aber um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten.

  7. Und es war oben über ihm geschrieben, was man ihm schuld gab, nämlich: Der König der Juden.

  8. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken.

  9. <Da ward die Schrift erfüllt, die da sagt (Jesaja 53,12): «Er ist unter die Übeltäter gerechnet.»>

  10. Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Häupter und sprachen: Ha, der du den Tempel zerbrichst und baust ihn in drei Tagen,

  11. hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!

  12. Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.

  13. Der Christus, der König in Israel, der steige nun vom Kreuz, daß wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch.

  14. Und um die sechste Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land bis um die neunte Stunde.

  15. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

  16. Und etliche, die dabeistanden, da sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia.

  17. Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!

  18. Aber Jesus schrie laut und verschied.

  19. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus.

  20. Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah, daß er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

  21. Und es waren auch Frauen da, die von ferne zuschauten, unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jakobus des Kleinen und des Joses, und Salome,

  22. die ihm nachgefolgt waren, da er in Galiläa war, und ihm gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf nach Jerusalem gegangen waren.

Jesu Grablegung

  1. Und am Abend, weil es Rüsttag war, das ist der Tag vor dem Sabbat,

  2. kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.

  3. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot wäre, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre.

  4. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, überließ er Joseph den Leichnam.

  5. Und der kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Fels gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür.

  6. Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, sahen, wo er hingelegt ward.

Die Auferstehung

Kapitel 16

  1. Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn.

  2. Und sie kamen zum Grabe am ersten Tage der Woche sehr früh, als die Sonne aufging.

  3. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

  4. Und sie sahen auf und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß.

  5. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an, und sie entsetzten sich.

  6. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzet euch nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten!

  7. Gehet aber hin und saget seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

  8. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Erscheinungen des Auferstandenen.

Missionsbefehl. Himmelfahrt

  1. <Als er auferstanden war frühe am ersten Tage der Woche, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von welcher er sieben böse Geister ausgetrieben hatte.

  2. Und sie ging hin und verkündigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten.

  3. Und diese, da sie hörten, daß er lebte und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht.

  4. Danach offenbarte er sich unter einer andern Gestalt zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.

  5. Und die gingen auch hin und verkündigten das den andern. Und denen glaubten sie auch nicht.

  6. Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden.

  7. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.

  8. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.

  9. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden,

  10. Schlangen vertreiben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.

  11. Und der Herr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur rechten Hand Gottes.

  12. Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.>

Das Zertifikat

Der Kontakt

Hanauer Landstr. 16
63571 Gelnhausen Meerholz
Telefon: 06051 / 977677
Mobil: 0151 / 23277610
E-Mail: info@aj-immo.de

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.